Andreas Menzel: Ein Mann der ersten Stunde

Ein Mann der ersten Stunde: Andreas Menzel

Andreas Menzel, Jahrgang 1963, war bereits zu DDR-Zeiten Postler. Im Jahr 1989 leitete er ein Stadtpostamt in Karl-Marx-Stadt – und kann sich an die damalige Zeit noch gut erinnern: „In den beiden letzten DDR-Jahren spitzte sich die Mangelwirtschaft bei der Post zu.“ Ob nun Personal, Ersatzteile für die Zustellfahrzeuge, Benzin oder Presseerzeugnisse, die die Post vertrieb – es fehlte an allem.
Menzel sprang ein, wo Not am Mann war. Er nahm am Schalter Pakete an, fuhr mitunter die Hauptzustellerrunde, kümmerte sich um die defekten Fahrzeuge und telefonierte nach Benzin herum. Nach Feierabend absolvierte er als Fernstudent an der Technischen Universität in Karl-Marx-Stadt auch noch ein Ökonomiestudium.
Als die Mauer fiel und sich die deutsche Vereinigung abzeichnete, verband Menzel damit nicht zuletzt die Hoffnung auf bessere Arbeitsbedingungen. Existenzängste hatte er nicht: „Ich war mir sicher, dass es die Post weiter geben wird. Denn diese Dienstleistung wird in jedem Land der Welt benötigt – sei es nun eine Demokratie, Monarchie oder Diktatur.“
Was genau auf ihn zukommen würde, wusste Andreas Menzel natürlich nicht. Eine Art Schlüsselerlebnis war für ihn der Tag der Währungsunion: „Als wir am Sonntag, den 1. Juli 1990, die Schalter für Hunderte Menschen öffneten, um die ersten D-Mark- Scheine auszuzahlen, spürte ich: Jetzt beginnt etwas Neues. Nur war die Dimension für mich noch sehr unbestimmt.“ Karl-Marx-Stadt war bereits zum 1. Juni 1990 wieder in Chemnitz umbenannt worden.
Die berufliche Laufbahn von Andreas Menzel bei der Deutschen Post war seit jenen Tagen durch stetigen Wandel gekennzeichnet, der mit der Postunion am 3. Oktober 1990 begann: In den neuen Bundesländern wurden die postalischen Strukturen der Bundesrepublik übernommen. Das stellte für die ostdeutschen Postmitarbeiter zweifellos den größten Einschnitt dar.
Doch auf dem Weg von einer staatlich kontrollierten Behörde, die auch die Deutsche Post im Westen war, zu einem profitablen Global Player waren noch zahlreiche organisatorische Anpassungen nötig.

Andreas Menzel hat an seinen Aufbruch in die neue Zeit überwiegend positive Erinnerungen. Er unternahm erste Dienstreisen in die alten Bundesländer, um sich zu informieren, Kontakte zu knüpfen und die Arbeitsprozesse kennenzulernen: „Die Kollegen der Bundespost haben uns kollegial aufgenommen und nach Kräften unterstützt. Vorbehalte gab es auf beiden Seiten nicht. Schließlich waren wir eine Postfamilie.“
Gemeinsam mit einem Kollegen entwickelte Menzel die neue Struktur des damaligen Hauptpostamtes Chemnitz 1 und war dort anschließend als Sachbearbeiter in der Personalabteilung tätig. Als das Postamt mit einem anderen zusammengelegt wurde und seine Stelle in dem anderen Amt mit einer älteren Kollegin besetzt war, bewarb sich Menzel für die neu eingerichtete Position des Pressesprechers der Postämter Chemnitz und Annaberg-Buchholz. Später übernahm er die Öffentlichkeitsarbeit für den gesamten Regierungsbezirk Chemnitz. Ein „Höhepunkt“ war für Menzel im Jahr 1993 die Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen. Auf dem Chemnitzer Markt informierte ein großer Show-Truck mit Stargast Frank Schöbel.
Als die dezentralen Pressestellen aufgelöst wurden, wechselte Menzel in die interne Kommunikation. Fortan war es seine Aufgabe, die Mitarbeiter über die Veränderungsprozesse in dem Unternehmen zu informieren. „Es galt beispielsweise zu erklären, warum ein neues Brief-, Paket- und Filialkonzept wichtig war, um die Post noch erfolgreicher zu machen“, erinnert sich Menzel. Anfang 1997 übernahm er als Leiter des Zustellstützpunktes in Freiberg „Verantwortung in der Produktion“. Seit August 2012 ist Menzel wieder in Chemnitz und dort sowie in einer Reihe von umliegenden Städten und Gemeinden für die Zustellung verantwortlich. Mit elf Kollegen dirigiert er rund 400 Zusteller.